Die Herausforderung von Stell-Serien besteht darin, in kurzer Zeit einen oder mehrere Grundsteine zu identifizieren, zwei bis fünf Steine zu finden, sie haptisch-taktil zu erkunden, zu handhaben und aufzustellen. Zu einer Serie werden die Einzelprojekte dann, wenn die jeweils vorhergehenden Konstellationen solange bestehen bleiben, bis das Set abgeschlossen ist. Die Fotodokumentationen zeigen ruhiges, gleichmäßig fließendes Wasser und gleißenden Sonnenschein, die ein Minimum an Windbewegung vermuten lassen. Die situativen, äußeren Einflüsse der Natur dürfen für das Gelingen einer Serie nur gering sein. Je weiter die Grundsteine voneinander entfernt liegen, desto größer ist das Risiko des Misslingens durch die höheren Anforderungen an die einzelne Standdauer.

Kreuth 15.11.2025_13.52 zeigt eine unvollständige Serie: im Foto sind fünf Steine zu sehen; zwischen Stein vier und fünf im oberen Drittel scheinen zwei „leere“ Grundsteine zu liegen, die vom Schlussstein gerahmt werden. Vermutlich fielen die ihnen zugedachten Stellsteine bereits wieder in das nahe Wasser, bevor die Dokumentation erfolgen konnte.
Relation
Alle Steine treten bei Paaren und Familien nicht nur in eine Relation zu ihrem Träger und dem natürlichen, räumlichen und materiellen Kontext, sondern sie treten in Beziehung zueinander. Als Ordnungsmuster dienten hier die gegebenen Positionen der Grundsteine und sozial-räumliche Strukturen.
Die Projekte können möglichweise als Allegorien menschlicher Beziehungen gelesen werden, deren Verfasstheit und Wesen sie zu ergründen suchen. Die Steinpaare erlauben zugleich Spekulationen über die Frage, ob die Steine verschiedene Geschlechter visualisieren, die ähnlich, aber doch unterschiedlich imaginiert werden (Kreuth 26. August 2022_12.51 und 12.56, Norwegen
18.7.2025_14.06 sowie Norwegen 18.7.2025_14.10).



18.7.2025_14.06

Ahnen
Das im Nachgang von Benkwitz mit „Ahnen“ betitelte Projekt (Kreuth, 30. Juni 2022_14.59) erinnert an Felsenbestattungen; es thematisiert die Frage der Passfähigkeit der fast ausschließlich runden Steine zu ihrer Felsmulde; trotz seiner Statik transportiert das Foto die Suchbewegung des Künstlers im Platzieren der Steine. Während manche nahezu perfekt in ihren schützenden Eintiefungen zu liegen kommen, scheinen andere nur lose aufzusitzen und vom unmittelbaren Absturz bedroht. „Ahnen“ zeigt Konstellationen von mehreren farblich verschiedenen Stein-Paaren und Solitären, die hierarchisch angeordnet sind und an Generationenfolgen denken lassen.

Kreuth 4. Juli 2023_17.02 erinnert aufgrund der formalen Ähnlichkeit der herzförmigen Steine, ihrer Größenverhältnisse und der Reihung im Raum auf einer Achse hintereinander an
Geschwisterbeziehungen.

© Idee/Objekte/Fotos: Andreas Benkwitz; Text: Annette C. Cremer